Projektbescheibung
Hademunda von Ebersberg war eine Heilige von der es schon immer wenig
und heute noch weniger zu erzählen gibt, die in den meisten
Heiligensammlungen erst gar nicht Erwähnung findet und über die niemand
jemals eine Heiligenvita oder Heiligenlegende verfasst hat. Von ihr existiert
kein Knochen zur Reliquienverehrung und gerade ihr
Leben in Heiligkeit verliert sich im Dunkel der Geschichte. Schließlich weiß
keiner wo und wie sie ihr Ende fand.
Im Angesicht so erbärmlicher Quellenarmut und so vielem, was es von ihr
nicht mehr zu erzählen gibt und noch nie zu erzählen gab, könnten wir
hier eigentlich mutlos aufstecken und mit dieser Feststellung
enden... wenn es nicht doch etwas gäbe, das eine gewisse
faszinierende Anziehungskraft ausübt, weil irgendwie...
Irgendwie muss diese Frau auf ihre Zeitgenossen faszinierend gewirkt
haben...
Immerhin soll angeblich (so jedenfalls eine neuzeitliche Heiligenlegende) ihr Bruder
bereit gewesen sein seine ganze Herrschaft hier in Bayern, die nicht
gerade eine geringe war, aufzugeben, um dem Beispiel der Schwester
nachzufolgen und nach Palästina zu pilgern, um dort quasi religiös "auszusteigen". Nur mit Mühe soll man
ihn von diesem Entschluss abgebracht haben. Es war wohl die
Faszination, die von jeder starken Frau ausgeht - und starke Menschen hat
es damals durchaus gebraucht in Bayern vor 1000 Jahren, als Bayern noch
weniger katholisch, dafür aber noch weit mehr „wuid“ gewesen war.
Hademunda von Ebersberg lebte in unruhigen Zeiten: Die Ungarngefahr war
gebannt und mit dem Retter von Augsburg, dem Bischof Ulrich, einem
weiteren Heiligen Bayerns, war sie sogar verwandt. Wie überhaupt ihre
Familie, die Grafen von Ebersberg, zu dieser Zeit sehr mächtig waren
und über Besitzungen bis an den Rand der Alpen verfügten.
Das Mädchen aus Ebersberg, von wo man über blaue Hügel hinweg einen klaren
Blick zu den Alpen hat, das war, als es nach Kärnten verheiratet wurde,
schon da nicht einfach und irgendwer.
Aber die Kraft, die ihr auch ungeachtet ihrer hohen Abkunft wohl
innewohnte und schon Zeitgenossen anzuziehen vermochte, die zeigt sich
uns nach einem Jahrtausend noch darin, dass sie sich - nun zur Frau
gereift - nach dem Tod ihres Mannes zur totalen Aussteigerin
wandelte, alles und jeden aufgab und sich um 1000 als Frau auf Reisen
ins Heilige Land begab, um dort gute Werke zu tun.
Im Angesicht eines sonst üblichen Frauen- und Witwenschicksals hat dazu
viel Kraft, Mut und Entschlossenheit gehört so einen Richtungswechsel
zu vollziehen und so sehr einen eigenen und selbstbestimmten Weg zu
gehen.
Das ist nachvollziehbar faszinierend und bleibt das auch bis heute.
Auch wenn es auf direktem Wege von Hademunda von Ebersberg nichts mehr
gibt und keiner der mittelalterlichen Schreiber viel über sie zu
erzählen hatte, so hat sie dennoch ihre Spuren in der Geschichte
hinterlassen.
Es ist wie in der Archäologie: Auch wenn der Pfahl im Boden längst
verrottet ist, so bleibt im Boden sein Profil erhalten und kann dem
Wissenschaftler immer noch viel Informationen über sich und dem wozu er
einst gehörte, erzählen. Und nicht anders ist es hier im Fall der
Hademunda von Ebersberg, wo wir nicht auf direktem historischen Wege,
sondern über die Methode einer "geschichtlichen Archäologie" versuchen
werden diese starke Frau - so gut als es uns heute noch möglich ist -
wiederzuentdecken.
Andrea Schütze München, Andrea Schuetze, Lupa Romana, Historikerin, Rechtshistorikerin, Althistorikerin, Mediävistin, Kunsthistorikerin, Rechtshistorikerin, Archäologin,
Hademunda, Hadamunda, Hademund, Hadamund, Heilige, Selige, Kloster Ebersberg, Ulrich von Ebersberg, Grafen von Sempt, Williram von Ebersberg, Chronik von Ebersberg, Chronicon Eberspergensis, Richardis von Kärnten, Markward von Kärnten, Pilger, Jerusalem.
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