Matthäus Rader schrieb ein dreibändiges Werk über die Heiligen Bayerns. Das Werk erschien 1624 auf Latein unter dem Titel >>Bavaria Sancta<< und später
auch in Deutsch unter dem Titel >>Heiliges Bayerland<<. Im Rahmen seiner Lebensbeschreibungen von Heiligen und Seligen aus Bayern
wird auch die Figur der Hademunda von Ebersberg dargestellt.
Wie man der Beschreibung Raders entnehmen kann, fand auch er die Quellenlage zu Hademunda als dürftig.
Das zur Transkription verwendete Buch von Rader stammt aus dem Jahr 1704 und erschien in München bei Raphael Sadeler, der
einer angesehenen Kupferstecherfamilie entstammte.
Transkription
De S. Hademunda Eberspergensi
S. Hademunda
Eberspergensis
B. Ulrici Soror
Hademunda Udalrici soror Adalberonis I. filia, nupta fuit Marquardo Carinthiae regulo Marquardi filio, qui in primo aetatis flore raptus Hademunda destituit.
Quae non abusa tempore & occasione, desertis & in pauperes tributis omnibus rebus mortalibus & fugientibus,
totaque dote sua neglecta, peregrinabunda ad Christi incunabula Hierosolymam profecta.
Ibidemque religiosissime defuncta, plurimis a morte prodigijs inclaruit. Nec plura de hac Diva cognovi. Cujus exemplo motus Udalricus & ipse secundum uxoris mortem volebat, ut supra audisti, virtutem sororis aemulari. Sed aliter visum sacris consultoribus illius, qui alia omnia, non fine rationibus suadebant. Nec enim omnibus omnia sanctorum exempla conveniunt: alia nobis Deus imitanda, alia miranda venerandaque proposuit.
Übersetzung
Über die heilige Hademunda von Ebersberg
Die heilige Hademunda von Ebersberg
Schwester des seligen Ulrich
Hademunda, Schwester Ulrichs und Tochter Adalberts I., war mit Markward, dem Markgrafen von Kärnten, dem Sohn eines Markward, verheiratet.
Doch dieser wurde im frühen Jugendalter aus dem Leben gerissen und ließ Hademunda als Witwe zurück.
Sie ließ jedoch weder Zeit noch Gelegenheit ungenutzt, sondern wandte sich entschieden von allem Irdischen und Vergänglichen ab.
Sie verschenkte ihren gesamten Besitz an die Armen, verzichtete auf ihre Mitgift und – von aller Welt losgelöst –
begab sich als Pilgerin zu den heiligen Stätten Christi nach Jerusalem.
Dort verstarb sie in großer religiöser Hingabe, und nach ihrem Tod wurde sie durch zahlreiche Wunder verherrlicht.
Mehr konnte ich über diese Heilige nicht in Erfahrung bringen.
Durch ihr Beispiel bewegt, wollte auch Ulrich – wie du bereits gehört hast – nach dem Tod seiner Frau
der Tugend seiner Schwester nacheifern. Doch die geistlichen Ratgeber jener Zeit hielten dies nicht für angebracht
und rieten ihm aus wohlüberlegten Gründen zu einem anderen Weg. Denn nicht alle Heiligenvorbilder sind für alle
Menschen gleichermaßen geeignet: Gott hat uns manche zum Nachahmen, andere zum Bewundern und Verehren gegeben.
Digitalisat und weitere Links
Zitation:
Rader, Matthäus: Bavaria Sancta, 3 Bde.,Bd. 2, Monaci (München) 1624 (Neuauflage: Augsburg 1704).
Der Link zu dem Buch bei Google-Books lautet, dort auf Seite 190:
https://books.google.de/books?id=a8phAAAAcAAJ&dq=Hademunda&hl=de&pg=PA190#v=onepage&q&f=false
Das Buch gibt es aber auch noch als Digitalisat an anderen Stellen wie z.B. bei:
- HEIDI dem Digitalisatverzeichnis der UB Heidelberg
- MDZ dem Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB)
- Google Books (von dort stammt auch obige Ausgabe)